News & Stories vom 19.02.2006
Ich spreche mit einem Toten
Kenzaburō Ōe über "Eine Seele von jugendlicher Unerschrockenheit"
In dem Roman "Tagame, Berlin-Tokyo" geht es um den plötzlichen Tod seines Freundes und Schwagers, einer Natur von "jugendlicher Unerschrockenheit". Kenzaburō Ōe war mit ihm schon in der Jugendzeit befreundet. Dieser Freund, der später Ōes Schwester heiratete, hatte in einem Film sich mit den Yakuza angelegt. Er wurde von diesen überfallen und verletzt. Sein Sturz von einem Hochhaus in den Abgrund war für Ōe so abrupt, dass er von seinem Aufenthalt am Wissenschaftskolleg zu Berlin aus einen "inneren Dialog" mit seinem Freund und Schwager aufnimmt. Dieser hat ihm Tonbänder in einem Kassettenrekorder, den er "Schildkäfer" nennt, hinterlassen. So entsteht eine Verbindung zwischen der Welt der Lebendigen und der der Toten. "Wir leben nämlich", sagt Kenzaburō Ōe, "in einem Parallel-Universum". Wirklich sind nur die mehreren Welten gemeinsam. Begegnung mit dem Nobelpreisträger für Literatur, Kenzaburō Ōe.