10 vor 11 vom 03.01.1994
Naturwissenschatliche Intelligenz, historische Skepsis und die deutsche Einheit
Jens Reich wurde von einer Initiativgruppe, zu der Herausgeber der FAZ, sowie unabhängige Politiker und Publizisten gehören, als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen. Seine Rede über Deutschland in den Kammerspielen in München hat großes Aufsehen erregt. Von seiner Herkunft ist er Molekularbiologe. Eines seiner Themen: der Lärm, den die Innere Republik der Körper veranstaltet und der in der zivilisierten Welt als "unanständig" gilt. Die naturwissenschaftliche, analysierende Form des Denkens verbindet Jens Reich mit einer skeptischen Betrachtung der Zeitgeschichte. Es ist so, als ob seine linke und seine rechte Gehirnhälfte permanent im Disput liegen. Ein Portrait von Jens Reich. An der Wende von 1989 war Jens Reich als Sprecher des Neuen Forums aktiv beteiligt. Jens Reich beschreibt den Abbruch der Reformbewegung in den Weihnachts- und Silvestertagen 1989. Eine wichtige Momentaufnahme: der Staatsbesuch des französischen Präsidenten Mitterand, der eine Entente zwischen reformierter DDR und Frankreich ins Auge fasste. Dies ist einer der wenigem sog. Dritten Wege, der einer real politischen Nachprüfung standhalten würde, wäre er Wirklichkeit geworden. Ein zum Nachdenken anregendes Gespräch zur Jahreswende.