News & Stories vom 08.12.1997
So böse ist der Weltgeist
"Gefährliche Liebschaften" oder der Kalte Krieg der Geschlechter
Choderlos de Laclos, ein französischer Artillerie-General und Festungskonstrukteur, schrieb einen der weltweit berühmtesten Briefromane: "Gefährliche Liebschaften". Menschen des Aufklärungszeitalters, beiderlei Geschlechts, experimentieren hier mit dem Schicksal. Es geht um Macht, die einer über den anderen aus sexuellen Gründen besitzt. Am Grunde der Liebesbeziehungen liegt der Krieg der Geschlechter. "Gefährliche Liebschaften" ist in immer neue Stücke umgesetzt worden. Heiner Müller hat den Stoff in "Quartett" bearbeitet. Jetzt hat der Ost-Autor Karl Mickel mit dem Komponisten Friedrich Schenker aus diesem Stoff eine besonders einfallsreiche Oper gestaltet. "Gefährliche Liebschaften" als Opera Seria klingt wie ein Stück von Alban Berg oder Bernd Alois Zimmermann, also modern. Die Oper erinnert jedoch permanent auch an Mozart: die Höllenfahrt des DON GIOVANNI und das unzüchtige Quartett in "Così fan tutte". Sex, Krieg, Planung, Absturz und eine Musik voller Einfälle. Spannend und informativ. Auch komisch und unterhaltend. In Zusammenarbeit mit dem Ulmer Theater, das diese Welturaufführung ausstattete.