News & Stories vom 09.09.2001
Kurze Zeiten, Lange Zeiten
Der Astro Physiker Prof. Dr. Simon White über tiefe Vergangenheit und ferne Zukunft des Universums
Dem Projekt Bumerang, darin bestehend, daß ein Ballon in großer Höhe, der die Antarktis einen Sommer lang umkreist, die Mikrowellen kartographiert, ist es gelungen, bis zu frühen Zeiten und weitesten Entfernungen unseres Universums vorzudringen. Wie sah das Weltall aus, als es 300.000 Jahre jung war? Das war heute vor 14 Milliarden Jahren. Aus solchen Anfängen kann die moderne Kosmologie und Astrophysik wichtige Rückschlüsse ziehen auf die ferne Zukunft, in der sich die Galaxien unendlich weit voneinander entfernt haben werden. Stirbt die Materie dann den Kältetod? Wir Menschen und das Leben auf der Erde stammen aus Sternenasche. Zwei Generationen von Sonnen müssen explodieren, ehe aus Wasserstoff und Helium Materie entsteht, aus der wir zusammengesetzt sind. Sie macht nur 2% der im Weltraum bisher meßbaren atomaren Materie aus. Die Astrophysik hat aber in den letzten 20 Jahren Riesenschritte gemacht. Sie hat dadurch das Maß des Unbekannten stark vermehrt. So kann man aus der Beschleunigung, in der sich die Galaxien voneinander entfernen (bisher dachte man, dies geschehe gleichmäßig) und aus den Gravitationslinsen (d.h. das Licht ferner Galaxien wird verzerrt und gekrümmt) die Gravitationsmasse des Universums messen. Wir erfahren daraus, daß 70% dieser Masse und auch der Energien im Kosmos SCHWARZE MATERIE und SCHWARZE ENERGIE bilden. Sie reagiert nicht mit der uns bekannten sichtbaren Welt und sie bestimmt dennoch alle makroskopischen Verhältnisse im Weltall. Prof. Dr. Simon White, Mitglied der Royal Society und Direktor am Max-Planck-Institut für Astrophysik München, berichtet.