News & Stories vom 10.10.1999
Die Macht des Zwerchfells
Einzelheiten aus der Lachforschung
Das Zwerchfell ist eines der stärksten Muskelgewebe im menschlichen Körper. Unter bestimmten Bedingungen setzt es sich unbeherrschbar in Bewegung und erschüttert alles, was oberhalb und unterhalb im Menschen ist: Herz, Lunge, Eingeweide. Kann ein Pferd lachen? Selbstverständlich, aber nicht über Witze. Es muss, um zu lachen, vom Stallburschen gekitzelt werden. Diese Reaktionsfähigkeit höherer Lebewesen, auf Kitzeln mit Lachlust zu antworten, ist in der Evolution eine der ältesten Eigenschaften. Man weiß bis heute nicht, ob sie physischer oder seelischer Natur ist. Im Mittelalter ist sie unter dem Namen "das fette Lachen" (le gros rire) bekannt und im grotesken Werk des größten französischen Dichters Rabelais und im deutschen TILL EULENSPIEGEL dokumentiert. TILL EULENSPIEGEL hat nichts mit einem Spiegel und einer Eule zu tun, sondern mit einem Handwerkerausdruck. Der Name bedeutet dechiffriert: König Leckarsch. Das Leben und die Schwänke dieses Mannes ziehen sich über 300 Jahre hin. Eulenspiegel war in Rom, in Prag, meist aber in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Die meisten Geschichten lassen sich heute, ihrem Erfahrungsgehalt nach, nicht mehr entziffern. Der Kulturforscher Dr. Rainer Stollmann behauptet aber: Ein Prozess der Aufklärung, der sich nicht bloß auf das Denken und das klassische Ideal 30-jähriger Kaufmannssöhne (die Bildungsromane bevölkern) stützt, sondern auf das "fette Lachen", hätte die Kraft, mit jeder Herrschaft fertig zu werden. Lachlust besiegt jede Autorität, so bewaffnet diese auch sein mag.